Am 28.11.2009 erschien in der Pommerschen Zeitung der Artikel über die Durchreise des Königs Friedrich Wilhelm IV durch den Kreis Schlawe. Eine Episode aus dem Jahre 1844 von Michael Kallas.
Die Reise Sr. Majestät des Königs betreffend
Viele Städtchen und Dörfer in unserer Provinz rühmten sich der Tatsache, dass in ihren Mauern der König gewesen ist und/oder durch ihre Straßen hinweg gefahren sei. Dies ist naturgemäß umso mehr der Fall, wenn diese an den Verbindungswegen von Berlin nach Königsberg (Pr.) liegen.
Eine Besonderheit, in dieser an sich belanglosen Sache, hat sich, wie das Schlawer Kreisblatt Numero 38 vom 18. September 1844 zu berichten weiß, am 13. September 1844 zugetragen.
Da die Wortwahl dieser Veröffentlich derart trefflich gewählt wurde, soll hier nun der wortgetreue Text folgen.
„Die Rückreise Sr. Majestät des Königs von Königsberg nach Berlin durch unsere Provinz, verschaffte auch den Bewohnern des Schlawer Kreises das hohe Glück, den geliebten Landesvater nach der wunderbaren Rettung aus der Gefahr, welche dem teuren Leben von verruchter Hand gedroht hatte, in ihrer Mitte zu sehen. Auf die Nachricht, dass unserem Kreise die hohe Freude bevorstehe, waren die Kreisstände zusammen getreten, um zu beraten, wie Sr. Majestät die Freude der Bewohner des Kreises über die glückliche Rettung am geeignetsten zu erkennen zu geben sei, und hatten den Beschluss gefasst in pleno dem geliebten König und Herrn bis zur Grenze des Kreises entgegen zu gehen, und ihm im Namen des ganzen Kreises ihre Gefühle auszudrücken. Dies ist geschehen. Bei dem Notzkowschen Chausseehause war unter der umsichtigen Leitung des Herrn v. Kleist auf W. Tychow, und des Herrn Wegebaumeister Tietz, eine geschmackvolle mit Blumen und dem preuß. und baierschen Farben geschmückte Ehrenpforte errichtet worden, unter welcher Sr. Majestät bei Allerhöchst Ihrer Ankunft die Abgeordneten der Ritterschaft und Landgemeinden des Kreises, die Deputationen der Städte Rügenwalde und Pollnow, und die Geistlichkeit der Schlawer Synode versammelt fanden, auf Bitten des Landrats anzuhalten und dessen Anrede, in welcher er die Freude des Kreises, das teure Antlitz des Monarchen nach der glücklichen und wunderbaren Rettung wieder zu sehen, und den Wunsch aussprach, dass Gott Sr. Majestät und Ihro Majestät die Königin noch lange zum Segen des Vaterlandes erhalten und beschützen möge, gnädig aufzunehmen geruheten. Sr. Majestät ließen sich die Rittergutsbesitzer, die Deputationen der Städte und die Geistlichkeit vorstellen, leerten einen Becher Wein auf das Wohl der Stände des Kreises, unterhielten sich mit der liebenswürdigsten Herablassung und Heiterkeit mit mehreren Anwesenden, geruhten Allerhöchst Ihre Zufriedenheit mit dem Ihnen bereiteten Empfang wiederholt und dankbar zu erkennen zu geben, und setzten die Reise über Schlawe und Panknin fort, begleitet von den Segenswünschen aller durch die Allerhöchste Huld aufs Höchste beglückten Anwesenden und sämtlichen Bewohnern des Kreises. Der Landrat v. Kamecke“.
Die Begegnung und der Empfang, geleitet von Herrn von Kleist auf W. Tychow, mag dem König in allerhöchst angenehmer Erinnerung geblieben sein. Als Friedrich Wilhelm IV. am 7. August 1851 die in Schlawe liegende Garnison besichtigte, nahm der Preußenkönig vom 6. bis 8. August Quartier in dem Hause des Herrn v. Kleist in Wendisch Tychow. Eine Urkunde zur Erinnerung an den Königsbesuch mit der „untertänigsten Bitte, das Denkmal dieses Ehrentages mit allerhöchst Ihrer Unterschrift zu vollziehen“, ist in königlichen Gnaden gewährt worden. Die Urkunde und ein eingesetztes Bildnis des Königs wurde in der Tychower Schule noch bis ins 20. Jahrhundert hinein aufbewahrt.
Was nun mit der Ehrenpforte passiert ist, gibt der Punkt 124, des Schlawer Kreisblattes Numero 38 wieder. Am 14. September 1844 teilt der Landrat von Kamecke mit, dass die zu der bei dem Notzkowschen Chausseehause errichteten Ehrenpforte verwandten Materialien, als Holz, Dielen, Nägel u.s.w. an Ort und Stelle, mit der Bedingung der sofortigen Wegschaffung am Freitag, den 20sten des Monats, Vormittags 10 Uhr, meistbietend gegen gleich bare Bezahlung verkauft werden.
Ostpommern e.V.
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Michael Kallas
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